Die unterschätzte Gefahr von ETFs

Der ein oder andere kennt vielleicht den Namen Michael Burry. Für all jene die nichts mit diesem Namen verbinden: Es handelt sich hierbei um den Hedgefonds-Manager und Investor, welcher als einer der ersten die Immobilienblase 2008 in den USA erkannte. Er warnte hiervor deutlich, doch nur wenige wollten auf ihn hören. Er selbst spekulierte im großen Stil auf einen Immobiliencrash und macht im Anschluss ein Vermögen.

Aktuell warnt er vor sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds). Hierbei handelt es sich um passive Fonds, welche sich durch niedrige Gebühren auszeichnen und seit 2008 rund drei Billionen Dollar an Zufluss verzeichnen können. In der Regel werden hierdurch Indizes bzw. globale Indizes nachgebildet (z.B. MSCI World oder S&P 500). Viele Anleger solcher Fonds gehen davon aus, dass sie hierdurch ihr Kapital breit streuen, gerade wenn sie Indizes wie den MSCI World erwerben, welcher über 1.600 Einzelwerte enthält. Doch dies ist ein Trugschluss, der Großteil dieser Anlagesumme floss lediglich in fünf Werte – Apple, Amazon, Microsoft, Google und Facebook. Da diese Werte nahezu in jedem Fonds abgebildet werden, kommt es zu einer immensen Nachfrage nach diesen Aktien. Diese Unternehmen erreichen somit nicht nur eine Monopolstellung in ihrem Geschäftsfeld, sondern auch an der Börse. Es kommt zu Marktkonzentrationen. Um das Ausmaß zu verdeutlichen, einigen Zahlen: Apple und Microsoft sind rund 2,6 Billionen Dollar wert, was rund 400 Mrd. Dollar mehr sind als der gesamte Deutsche Aktienmarkt. Im MSCI World entsprechen die fünf genannten Aktien rund 10 Prozent der Anlagesumme. Im S&P 500 machen diese Titel (die fünf größten Werte) mittlerweile rund 18 Prozent des Gesamtindex aus. Dies entspricht sogar einer höheren Gewichtung als zur Zeit der letzten Technologieblase im Jahr 2000. Nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung des Gewichtungsanteils der größten fünf Aktien (nach Marktkapitalisierung) am S&P 500.











 

Dieser Umstand wird weiter verstärkt, da allgemein besonders gerne in Technologie-Aktien investiert wird. Bestes Beispiel, der MSCI All Country, mit rund 3.000 Einzeltitel, in welchem die Tech-Werte ebenfalls rund 10 Prozent des Index ausmachen. So kann man solch eine Konzentration nicht nur in den USA feststellen, sondern auch in China, wo Alibaba und Tencent rund ein Viertel des chinesischen Index ausmachen.

Letztlich entsteht ein Klumpenrisiko, welches bei einem richtigen Börsencrash zum Problem werden könnte, gerade für Investoren von Tech-Werten. Untermauert wird diese Befürchtung durch Betrachtung der Renditeentwicklung des S&P 500, für das Jahr 2019. Technologiewerte zeichneten sich für rund ein Drittel der Wertentwicklung des Index verantwortlich, welche fast doppelt so hoch wie ihr Anteil am Gesamtindex ausfällt.


Am Ende kommt es durch die hohe Rendite der Tech-Titel zu einem sich selbst verstärkenden Effekt. Immer mehr Geld fließt in diese Werte, da man sich hiervon hohe Renditen verspricht, was dazu führt, dass die Gewichtung solcher Werte in den Indizes noch weiter zunimmt. Das Risiko wächst also mit immer weiter steigenden Renditen der Technologiewerte.

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